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B 96: LS und THW untersuchen kontrollierten Rückbau einer Brücke in Senftenberg

- Erschienen am 29.10.2025
B96: kontrollierter Rückbau der alten Brücke über die Schwarze Elster ©LS
Gemeinsames Forschungs- und Einsatzszenario an der Brücke über die Schwarze Elster 

Der Landesbetrieb Straßenwesen Brandenburg (LS) und die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) führen derzeit in Senftenberg ein besonderes Vorhaben durch. Heute, am 29.10.2025, stand der kontrollierte Rückbau der alten Brücke über die Schwarze Elster – im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung sowie einer realitätsnahen Einsatzübung im Fokus. Gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Vorstands des LS, Mike Koehler und Vertreterinnen und Vertretern des THW informierte sich auch die Staatssekretärin im Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung vor Ort über die laufenden Arbeiten und die besondere Kooperation beider Einrichtungen. Damit verbinden sich Forschung, Ingenieurtechnik und Katastrophenschutz zu einem praxisnahen Testfeld für den sicheren Umgang mit geschädigten Infrastrukturbauwerken. 

Dr. Ina Bartmann, Staatssekretärin Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung, betont: „Der Neubau der Brücke über die Schwarze Elster sorgt künftig für eine sichere und leistungsfähige Verbindung entlang der B 96. Damit investieren wir gezielt in die Erneuerung von Brücken, unserer zentralen Verkehrsachsen und damit in eine nachhaltige Mobilität in der Lausitz.“ 

Hintergrund des Vorhabens ist die gemeinsame Mitwirkung von LS und THW im Forschungsprojekt AISTEC-PRO zur Sicherheitsbewertung von Infrastrukturbauwerken mit digitalen Technologien. AISTEC-PRO wird durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) gefördert. 

Dazu erklärt Mike Koehler, Vorsitzender des Vorstands des LS: „Mit diesem Projekt zeigen wir, wie Forschung und Praxis ineinandergreifen können. Der Rückbau der alten Brücke über die Schwarze Elster bietet uns die einmalige Gelegenheit, das Materialverhalten unter realen Bedingungen zu untersuchen. Die Erkenntnisse daraus werden nicht nur in die künftige Bauwerksprüfung einfließen, sondern helfen auch, die Sicherheit unserer Straßeninfrastruktur langfristig zu erhöhen. Das Projekt ist Teil des deutschlandweiten Wissenstransfers.“ 

Alexandra Hotter von der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk: „Für das Technische Hilfswerk ist dieses gemeinsame Projekt eine außergewöhnliche Möglichkeit, Forschung und Einsatzpraxis direkt miteinander zu verbinden. Wir können hier unter realen Bedingungen unsere Standardeinsatzmittel, aber auch neue Technologien realitätsnah erproben und gemeinsam diesbezüglich Erfahrungen sammeln. Die Zusammenarbeit mit dem LS zeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Ingenieurtechnik und Bevölkerungsschutz ist - damit wir im Ereignisfall noch schneller und gezielter helfen können." 

Bauvorhaben: Abriss und Neubau

Das bestehende Bauwerk aus den 1980er Jahren weist erhebliche Schäden im Überbau auf, insbesondere infolge von Spannungsrisskorrosion. Bereits 2023 wurde deshalb die Nutzlast auf 40 Tonnen begrenzt und eine Behelfsbrücke als Verkehrsumfahrung errichtet. Seit Juli 2025 läuft der Ersatzneubau: Eine moderne Einfeldrahmenkonstruktion mit sechs Stahlverbund-Fertigteilen wird voraussichtlich bis Oktober 2026 entstehen. 

Forschungsprojekt: Spannungsrisskorrosion und Materialprüfung

Parallel zum Rückbau wertet der Landesbetrieb die Brücke wissenschaftlich aus. Ziel der Untersuchungen ist es, das Versagensverhalten von Bauteilen mit Spannungsrisskorrosion besser zu verstehen. Dazu werden während der Belastungsversuche verschiedene Messverfahren eingesetzt:
Laserscanner, Drohnenaufnahmen und ein elektronisches Monitoring-System dokumentieren Deformationen, Rissbildung und Bewegungen des Bauwerks in Echtzeit. Die Ergebnisse fließen in künftige Standards zur Bauwerksprüfung ein. 

Einsatzübung des THW: Forschung im Bevölkerungsschutz

Das Technische Hilfswerk richtet im Zeitraum vom 27. bis 30. Oktober eine eigene Anwendung an der Brücke im Rahmen der Arbeiten an AISTEC-PRO aus. Sie zielt darauf ab, Infrastrukturbauwerke im Sinne des Bevölkerungsschutzes schneller und zuverlässiger auf Schäden untersuchen zu können – insbesondere unter realen Einsatzbedingungen. Für die Übung wurden zwischen LS und THW mehrere Szenarien abgestimmt. Dabei erhält das THW eine längsseitige Hälfte der Brücke (rund 1,25 Meter Streifenbreite), die es gezielt schädigen darf. Im Sinne eines Teilabsturzszenarios werden Betonplatten mit mehr als 50 Tonnen Gewicht aufgebracht, um einen lokalen Überlastbruch zu provozieren. Die entstehenden Bewegungen und Risse werden mithilfe modernster Sensorik gemessen. 

Da das Flussbett der Schwarzen Elster im Brückenbereich bereits verrohrt ist, bleiben etwaige Trümmer folgenlos im gesicherten Bereich. Das ermöglicht ein risikofreies Testen und gleichzeitiges Training für die Einsatzkräfte. Etwa 40 THW-Angehörige – darunter Drohnenpiloten, Baufachberater sowie Spezialistinnen und Spezialisten für Bauwerkssicherung – sind im Einsatz. 

Ein Zusammenspiel von Praxis, Forschung und Katastrophenschutz

Das Vorhaben von LS und THW ist eine wegweisende Kooperation und ein Beispiel für interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen ziviler Gefahrenabwehr, Straßenbau und Forschung.

Während der LS wichtige Erkenntnisse über das Materialverhalten von Brücken unter Last gewinnt, trainiert das THW reale Reaktions- und Sicherungsabläufe, wie sie in Katastrophenfällen erforderlich wären. So entsteht ein Wissenstransfer, der weit über diesen Brückenstandort hinaus Bedeutung hat. Die Ergebnisse bringen beide Partner in das Forschungsvorhaben AISTEC-PRO ein.